Er ist die weltweit am zweithäufigsten angebaute Rebsorte. Sein Name stammt vom französischen “Le merle”, zu Deutsch die Amsel. Seine Heimat ist Bordeaux und sein Genuss ist einfach einzigartig: Merlot kennt man als Rebsorte auf der ganzen Welt und je nach Lage seines Weingartens, Talent seines Produzenten und der jeweiligen Kellerausstattung entstehen aus ihm schlichte, fruchtige Weine ebenso wie qualitativ hochwertige Individualisten, die es zu wahren Kultweinen gebracht haben wie der Château Petrus.
Herkunft
Erste schriftliche Erwähnungen über die Rebsorte stammen aus dem 14. Jahrhundert. Zu dieser Zeit spricht man noch von ihr als “Crabatut noir”. Man verwendet sie, um andere Sorten zu stärken. Mit all ihren Eigenschaften und Charakterstärken beschreibt sie erstmals der Rebenkundler Victor Rendu 1857 in seiner Ampélographie francaise. Um das Jahr 1783 wird die Rebsorte zum ersten Mal als Merlot bezeichnet und die Herkunft ihres Namens erklärt. Denn neben dem Mensch hat es ein bestimmtes Tier auf den köstlichen Traubensaft abgesehen: die Amsel, im Französischen “le merle”. Aus “le merle” wird schließlich Merlot, der eine Kreuzung aus Cabernet Franc und der wenig bekannten und beinahe ausgestorbenen Rebsorte Magdeleine Noire des Charantes ist. Seine Heimat ist die Mutter aller Weinkunst, das französische Weinparadies Bordeaux. Schon im 18. Jahrhundert gilt der Merlot hier als eine der wichtigsten Rebsorten des Bordelais. Im 19. Jahrhundert rangiert er im Médoc bereits auf Platz 1 vor dem Cabernet Sauvignon. Heute ist der Merlot mit 115.000 Hektar Anbaufläche die am meisten angebaute Rebsorte in ganz Frankreich. Im Vergleich dazu: In Österreich beläuft sich die gesamte Weinanbaufläche auf rund 49.000 Hektar. Im italienischen Venetien findet man den Merlot unter dem Synonym Bordo ab dem Jahr 1855. Im schweizerischen Tessin entdeckt man die Vorzüge der Rebsorte ab 1905. Heute ist der Merlot in Weinbauregionen rund um den Erdball zu finden und gedeiht weltweit auf insgesamt 266.000 Hektar, allein der Cabernet Sauvignon hängt ihn mit rund 310.000 Hektar noch ab. Man produziert ihn in unterschiedlichen Qualitäten – vom Wein-für-alle-Tage bis hin zum kultigen Luxuswein.
Eigenschaften
Kegelförmige, ungleichmäßig gezahnte Blätter und klein bis mittelgroße blauschwarze Beeren mit dünner Schale kennzeichnen die Optik des Merlot, der sonst als beinahe anspruchslos, Wärme liebend und wuchskräftig gilt. Im Gegensatz zu seinem häufigen Cuvéepartner Cabernet Sauvignon treibt er etwas früher aus und ist auch schneller reif als dieser. Die Rebsorte bevorzugt kalkhaltige Böden und mag keinen Frost, was – angesichts der aktuellen Wetterlage auch durchaus nachvollziehbar ist. Als besonders vorteilhaft gilt aber nicht nur seine Anspruchslosigkeit, sondern auch seine geringe Anfälligkeit für verschiedene Krankheiten – vom Mehltau bis zur Botrytis. Zu beachten sind für die Winzer die durch den früheren Austrieb erhöhte Gefahr für Spätfrostschäden. Zudem sind die Erträge unregelmäßig, da sie sehr von den entsprechenden Wetterbedingungen während der Blüte abhängen.
Charakter
Gerne beschreibt man den Merlot als besonders furchtbetont, körperreich und vollmundig. Allein die drei Hauptmerkmale erklären seine große Popularität, denn sie entsprechen genau dem, was die meisten Rotwein-Liebhaber an ihren Weinen besonders zu schätzen wissen. Und sie sind auch mit ein Grund, warum man den Merlot gerne anderen Rebsorten als harmonisierenden und verfeinernden Cuvéepartner zur Seite stellt. Vor allem mit dem Cabernet Sauvignon geht der Merlot häufig eine geschmackvolle und erfolgreiche Beziehung ein. Auch mit dem Eichenholz versteht sich die Rebsorte sehr gut. Daher weisen fast alle Bordeaux-Weine einen hohen Merlot-Anteil auf. Reinsortige Merlotweine oder von der Rebsorte geprägte Weine werden früher zugänglich, wodurch sie möglicherweise etwas ihrer Lagerfähigkeit einbüßen. Mit dem Alter treten die Fruchtaromen etwas zurück und sanfte Kräuternoten kommen vermehrt in den Vordergrund. Hinzu kommt, dass die Weine etwas weicher werden und dadurch samtiger erscheinen. Als reiner Sortenwein wird der Merlot vor allem in Übersee und im Schweizer Kanton Tessin produziert. In den restlichen Weinregionen ist ein 100%iger Merlot eher die Ausnahme, vor allem in Italien und Frankreich findet man ihn selten. Wenn man aber auf einen trifft, dann ist es meist ein qualitativ sehr hochwertiger Merlot, wie der zum Weinkult erhobene Château Petrus.
Bedeutung international und national
Zu finden ist der Merlot in allen Weinbauregionen der Welt. In den meisten spielt er sogar eine gewichtige Rolle. In Frankreich, genauer gesagt in Bordeaux, gehört der Merlot bis heute zu jenen 6 Rebsorten, die zu Rotwein verarbeitet werden dürfen. Ein hoher oder geringer Merlot-Anteil schlägt sich auch auf die Jahrgangsqualität nieder: War die Reifezeit länger, konnte der Cabernet mehr profitieren und die von ihm geprägten Weine sind besser. War die Reifezeit durch die Witterung eingeschränkt, weisen die von Merlot geprägten Weine eine höhere Qualität auf. Aus Frankreich stammen auch einige der besten Merlotweine der Welt, vor allem aus Saint Émilion und Pomerol. Außer in Frankreich wird Merlot auch in Italien gern produziert und natürlich auch getrunken. Hier sind es vor allem die Weinregionen Trentino – hier gibt es vor allem kühle und kräftige Merlots -, das Bolgheri/Toskana, wo große opulente Merlots entstehen und Sizilien, wo man sich auf samtige weiche Merlotweine mit dunkler Frucht spezialisiert hat. Auf rund 15.000 Hektar Rebfläche baut man heute in Spanien Merlot an, Tendenz steigend. Hier gilt er als willkommener Cuvée-Partner von Cabernet Sauvignon und der autochthonen Rebsorte Tempranillo. Und wie sieht es hierzulande aus? Seit 1986 ist der Merlot ganz offiziell für den österreichischen Qualitätswein zugelassen. Mittlerweile hat er in der heimischen Weinproduktion sogar den Cabernet Sauvignon überholt und wird auf rund 790 Hektar angebaut. Einige burgenländische Winzer und Winzerinnen wie unser langjähriger Wegbegleiter Pfneisl oder unsere Newcomerin Jaqueline Klein haben der Rebsorte sogar eigene Selektionen gewidmet. Bei unseren deutschen Nachbarn hat es der Merlot mittlerweile zumindest in die Top 10 der roten Rebsorten geschafft, allerdings sind ihm gerade einmal 700 Hektar gewidmet bei einer Gesamtanbaufläche von rund 102.000 Hektar. Einige engagierte Winzer, die sich um hochwertige Merlotweine bemühen, finden sich in der Pfalz, in Baden und in Württemberg.
Merlot – Unsere Weinempfehlung zur Rebsorte
Es muss nicht immer ein Château Petrus sein: Es gibt eine ganze Reihe empfehlenswerter Weine, die zum Großteil, teils sogar zu 100 % aus Merlot bestehen, und preisfreundlicher gestaltet sind als der genannte Kultwein. Ein paar davon gibt es natürlich in unserem Gottardi-Keller. Da wäre zum Beispiel unsere aktuelle Empfehlung: der La Chapelle der Domaine Montlobre in Südfrankreich. Bei der einprägsamen Rotweincuvée wird der Merlot durch einen kleinen Teil Cabernet Sauvignon ergänzt. Eine gelungene Komposition, die jeden Rotweinfreund begeistern wird. Als die “Essenz” von Montlobre gilt der Etiquette Noir, ein reinsortiger Merlot, der die besten Eigenschaften der Traube auf den Genusspunkt bringt. (Achtung: Von ihm gibt es immer nur sehr begrenzte Mengen, weshalb man ihn bei uns nur telefonisch oder per E-Mail – wein@gottardi.at zu ordern gibt. Im Webshop ist er nicht zu finden!)
Neben den beiden Köstlichkeiten aus Südfrankreich haben wir perfekte Merlotweine auch aus anderen Regionen rund um den Erdball. Entdecken Sie zum Beispiel den argentinischen Merlot der Bodega Familia Schroeder. Die Weinpioniers-Familie aus Patagonien überzeugt stets mit exzellenter Qualität, was sich auch bei diesem Merlot auf genussvolle Weise zeigt: Er wird aus den besten Trauben des Gutes erzeugt und reift in 18 Monaten im Eichenfass zur Vollendung. Ein intensiver und komplexer Wein mit einem außergewöhnlichen Lagerpotential.
Dass in der italienischen Region Lugana rund um den Gardasee nicht nur schön zu trinkende Weißweine entstehen, zeigt der Merlot Monte della Guardia des Weingutes Ca’Lojera. Die Bezeichnung „Ca’Lojera“ bedeutet im örtlichen Dialekt übersetzt „Haus der Wölfe“ und geht zurück auf die Zeit der Schmuggler vor einigen hundert Jahren. Die Häuser am Ufer des Gardasees wurden von den „schwarzen Kaufleuten“ als Verstecke für ihre Waren genutzt. Manche munkeln auch, dass diese Lager von Wölfen bewacht wurden. Ein besonders bewachenswerter Schatz ist der elegante und fruchtbetonte Merlot des Gutes, der am besten zu dunklem Fleisch und gereiftem Käse passt.
Auch national ist der Merlot in aller Munde: Zwei sehr gelungen Beispiel sind die samtige und dabei kraftvolle Merlot Selektion der burgenländischen Newcomerin Jaqueline Klein – direkt vom Neusiedlersee – und der saftige und tiefgründige Parade-Merlot Joe’s Playground vom Weingut Pfneisl in Deutschkreutz.
—
Was Sie noch interessieren könnte:
La Chapelle – Der neue Jahrgang der Domaine Montlobre | Facts und Hintergründe
Starke Frauen – starke Weine: Frauen in der Weinwelt, inklusive Interview mit Jaqueline Klein