Häufiges Niesen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Herzrasen – die Symptome einer Histaminintoleranz sind beinahe so vielfältig wie die Welt der feinen Weine. Vermeidung ist für die Betroffenen meist die beste und einzige Strategie, um ein “normales” Leben zu führen. “Normal” geht dabei allerdings einher mit weniger Genuss im Leben. Denn es sind Lebensmittel wie Parmesan, Räucherfisch, Speck und andere Köstlichkeiten, die man getrost von seinem Speiseplan streichen kann. Weil viele Weine länger lagern, vor allem Rotweine, gelten auch sie nicht nur reich an Aromen, sondern eben leider auch reich an Histamin. Wie die Nahrungsmittelindustrie vermehrt der Nachfrage nach laktose- und glutenfreien Lebensmitteln nachkommt, so hat sich auch die Weinproduktion dem Problem der Histaminintoleranz angenommen. Histaminarme Weine liegen voll im Trend. Tendenz steigend!
Histaminintoleranz
Histamin ist ein vom Körper produzierter Stoff, der hauptsächlich zwei Funktionen hat: Zum einen beeinflusst er den Hormonhaushalt und zum zweiten dient er auch als neurologischer Botenstoff. Anders gesagt, erweitert Histamin zum Beispiel die Gefäße, steigert die Gehirnleistung, kontrolliert den Appetit und ist wichtig für die Immunabwehr. Nehmen wir nun durch bestimmte Lebensmittel mehr Histamin zu uns als nötig, kommt es bei manchen zu einer Überreaktion des Körpers. Diese zeigt sich in Symptomen wie einer verstopften oder laufenden Nase, ständiges Niesen, Schwierigkeiten beim Atmen, asthmatische Beschwerden, Juckreiz, Ausschlag, gereizte Augenlider und Probleme mit der Verdauung. Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, Schwindel und Kreislaufprobleme in verschiedener Ausprägung gehören ebenfalls zum möglichen Beschwerdebild.
Vermeidungsstrategie
Die bei einer Histaminunverträglichkeit meist empfohlene Strategie heißt: Vermeidung. Und zwar von einer persönlichen Liste an Lebensmittel, die man offensichtlich nicht verträgt, über Fertigprodukte und Würzmittel, die sich meist leichter vermeiden lassen, bis hin zu Histamin-Klassikern wie Rotwein, Käse, Thunfisch und Schokolade, deren Verzicht einem das Leben sichtlich weniger schmackhaft macht.
Genusstoleranz
Bei Salami, Parmesan & Co muss man, da sich am Herstellungsprozess nichts ändern lässt, weiter den Verzicht üben. Doch beim Wein hat man mittlerweile eine Lösung gefunden: Histaminarme oder histamingeprüfte Weine sind heute am Markt erhältlich und eine gute Alternative für histaminintolerante Menschen, die auf ihr “Glaserl Wein” nicht verzichten möchten.
Wie viel Histamin in einem Wein enthalten ist, hängt von den Gärprozessen und dem Säureabbau bei der Herstellung ab. Hinzu kommt natürlich noch die Lagerung der Weine in alten großen Holzfässern oder in Barriques. Denn dort hat der Wein mehr Sauerstoffkontakt, was wiederum zu einer Steigerung der Histaminbildung führt. Die Traubensorte selbst spielt in punkto Histamin eine untergeordnete Rolle, sollte aber auch bei den einfachen Faustregeln (siehe unten) beachtet werden. Eines vorneweg: Gänzlich histaminfreie Weine gibt es nicht, aber zumindest lässt sich die Menge an Histamin reduzieren. Um möglichst histaminarme Weine herzustellen, müssen die frischen und gesunden Trauben rasch nach der Ernte verarbeitet werden, Hygiene und Sauberkeit sind dabei eine Grundvoraussetzung. Weiters sollte der Wein im Stahl ausgebaut sein und nicht noch zusätzlich im Holzfass lagern.
Weintipps für Menschen mit Histaminintoleranz
Es gibt ein paar Regeln, die man bei Histaminunverträglichkeit beherzigen sollte: Wählen Sie lieber Weißwein statt Rotwein. Weißwein unterscheidet sich bei der Gärung und dem Säureabbau vom Rotwein. Zudem wird er meist im Stahltank ausgebaut und auch die gewählten Trauben (zum Beispiel Grüner Veltliner) haben von Haus aus weniger Histamin. Allgemein kann man sagen, dass Weißwein im Durchschnitt weniger als 1 mg Histamin pro Liter. Rotwein enthält – soweit nicht mit einem histaminreduzierenden Verfahren hergestellt – die 3 bis 4fache Menge. Natürlich gibt es auch Weißweine, die in Barriques ausgebaut werden, wie viele Weißweine aus dem Burgund. Mehr Histamin tragen auch edle Schaumweine wie der Champagner in sich, da Champagner länger gelagert wird und zum Teil auch aus roten Trauben hergestellt wird. Spezielle Verfahren ermöglich heute auch histaminarme Rotweine wie zum Beispiel den herrlich mundenden Zweigelt aus dem Haus Pfneisl in Deutschkreutz/Mittelburgenland. Dieser geschmeidige und trinkfreudige Klassiker besticht mit seinem ausgeprägten Weichselaroma und einem Histamingehalt von gerade einmal 0,1 mg/l, was an der Grenze der Nachweisbarkeit liegt. Ein Muss für Weinliebhaber mit Histaminintoleranz!