16 Jahre Barrique-Kollektiv
Das große Interview mit Weinkreateur Bruno Le Breton
Er ist das wachende Auge von Gottardis Barrique-Kollektiv, ein fürsorgender Weinexperte und erfahrener Kellermeister: Bruno Le Breton. Jedes Jahr schafft er es, die Qualität unseres Barrique-Kollektivs zu steigern und Ihren Wein mit viel Bedacht und Know-how zu Grand-Cru-Format zu verhelfen. Heuer haben wir den Qualitätsgaranten erstmals zum Interview gebeten:
Seit nunmehr 16 Jahren können Gottardis Weinliebhaber in ihr eigenes Barrique investieren und ihren eigenen “Grand Cru” bereiten. Als Weinkreateur und “wachendes Auge” sind Sie seit der ersten Stunde dabei. Erinnern Sie sich noch an das 1. Mal?
Ich erinnere mich noch sehr gut, als wir während eines Treffens mit Hans Walraven und Bruno Gottardi beschlossen, einigen besonderen österreichischen Weinliebhabern, die Möglichkeit zu bieten, durch die Investition in ihr eigenes Fass, ihren eigenen “Grand-Cru-Wein” zu bereiten. Bruno Gottardi wollte damit seinen Kunden, in denen er immer ganz besondere Weinliebhaber sah, vor allem mehr Weinerfahrung und -bildung ermöglichen. Es war eine echte Herausforderung, denn diese einmalige Idee hatte zu diesem Zeitpunkt noch nie jemand in Österreich ausprobiert. Das Projekt schlug ein wie eine Bombe und war auf Anhieb ein unglaublicher Erfolg. Und ich bin mir ganz sicher, das lag vor allem daran, weil die Weinliebhaber Bruno Gottardi einfach vertrauten. Wenn er sagte, das ist eine gute Idee und ein interessantes und lohnendes Weinabenteuer, dann glaubten ihm die Menschen und dieses Vertrauen hat sich ja dann auch jedes Mal bestätigt. Mich würde interessieren, wie viele Teilnehmer aus dem ersten Jahr noch mit dabei sind. Ich bin mir sicher, dass es sehr viele sind. Während der letzten Gottardi-Herbstwein-Verkostung in Innsbruck hörte ich auf jeden Fall sehr viele Geschichten von Familien, die schon seit der ersten Stunde mit dabei sind und das Fass quasi schon von Generation zu Generation weitergegeben. Die Menschen erinnern sich an die verschiedenen Jahrgänge und auch, welche Familienfeste und Events sie begleiteten.
Das einzigartige Projekt für besondere Weinfreunde hat nun schon viele erfolgreiche Jahre hinter sich. Was war eigentlich die Idee dahinter?
Die Idee war es, eine direkte Verbindung zwischen dem Weinliebhaber und der Domaine zu schaffen und darüber hinaus die Möglichkeit zu geben, einem Wein zu Grand-Cru-Format zu verhelfen, ohne die überteuerten “Namen” dafür zu bezahlen. Sein eigenes Fass in einem Weingut zu haben, ist etwas ganz Besonderes und macht die Liebe und das Wissen um guten Wein noch deutlicher. Es geht wirklich darum, eine physische Präsenz im Weingut zu haben und einen Winzer zu engagieren, der sein Bestes für den Wein gibt – für mich ist das immer ein großer Vertrauensvorschuss und daher auch zugleich meine Motivation, stets beste Qualität in die Flaschen zu bringen. Die Teilnehmer am Barrique-Kollektiv sind sehr loyal und das macht es für uns so besonders, denn wir wissen, dass sie uns vertrauen und deshalb legen wir uns für sie besonders ins Zeug. Es geht um die besten Cuvées zu Top-Preisen und um die perfekte Zusammenarbeit von Winzer und Weinfreund.
Für unsere Kunden ist das Barrique-Kollektiv ein aufregendes Abenteuer. Welches sind die spannendsten Momente für Sie als Kellermeister, der die Hauptverantwortung für das Projekt trägt?
Besonders spannend sind für mich, neben den verschiedenen Abläufen natürlich, vor allem die Besuche der Barrique-Kollektiv-Teilnehmer. Damien Michel und Grit Knebel, die Deutsch sprechen, organisieren diese Besuche mit mir. Diese Momente sind für uns meistens sehr emotional, denn die Besucher berühren ihre Fässer mit einem Ausdruck der Vorfreude, Spannung, aber auch Anerkennung uns gegenüber, die uns einfach immer sehr zu Herzen geht. Sie bekommen bei uns einen Eindruck davon, welche Reise der Wein durchlebt – von der Ernte über die Entwicklung und Reifung im Barrique bis hin zur Abfüllung. Für einige von ihnen ist der Besuch ihres Fasses ein Geschenk oder ein Teil ihres Urlaubs. Meistens kommen sie bei uns im Büro an und erleben von dort aus einen spannenden Weg durch den Weinberg und die Garrigue nach La Chapelle – ein Weg voller besonderer Momente. Und wenn ihnen dann in unserer Kapelle “La Chapelle” der typische Geruch eines Fasslagers in die Nase steigt, dann ist die Emotion am Höhepunkt!
Was macht die Weine aus dem Barrique-Kollektiv Ihrer Meinung nach so einzigartig? Und was ist das besondere Geheimnis, das uns und unseren Kunden jedes Jahr aufs Neue einen tollen Jahrgang in so eindrucksvoller Qualität beschert?
Das Konzept “En primeur” des Barrique-Kollektivs gibt dem Weinproduzenten eine große Verantwortung mit. Denn der Weinliebhaber schließt mit ihm einen Vertrag für einen besonderen Weinkauf ab, bei dem er quasi die Katze im Sack kauft. Zuerst muss der Weinproduzent das richtige Traubengut wählen und dann liegt das Schicksal dieser Trauben voll und ganz in seinen Händen. Wenn Ihnen ein Weinliebhaber so sehr vertraut, dass er einen Wein über das Barrique-Kollektiv kauft, werden Sie Ihre Anstrengungen verdoppeln, um ihn ja nicht zu enttäuschen. Wenn ich die Loyalität der Teilnehmer in all den Jahren sehe, bin ich sehr stolz darauf, dass sich diese Anstrengungen für mich und mein Team immer gelohnt haben.
Ihr guter Freund, der große Grand-Cru-Meister Patrick Léon, ist letztes Jahr verstorben. Natürlich ein großer Verlust für Sie persönlich, aber auch für das Barrique-Kollektiv, das Patrick in den letzten 10 Jahren begleitet hat. Was waren die wichtigsten Dinge, die Patrick in das Projekt eingebracht hat und wie wird es ohne ihn weitergehen?
Natürlich waren wir alle sehr traurig und betroffen, vor allem, weil wir ja immer in engen Kontakt standen und er uns während der gesamten Ernte 2018 noch begleitet hat. Aber wir empfinden es als großes Glück, ihn bei uns gehabt zu haben und sein Können hautnah miterleben zu dürfen. Dass er uns während dieser 10 Jahre immer mit Rat und Tat zur Seite stand, war wirklich ein enormes Privileg. Patrick war aber immer viel mehr als ein Berater. Er war ein echter Schöpfer und zeichnete verantwortlich für die großen Weine der Weinwelt wie Chateau Lascombe, Chateau Mouton Rothschild, Alma Viva, Opus One, Chateau D’esclans und noch viele mehr. Patrick liebte es, Dinge zu erschaffen und mit dabei zu sein. Er war mit vollem Herzen bei der Sache und wollte immer eng mit dem ganzen Team zusammenarbeiten. Darüber hinaus war er ein Experte für menschliche Beziehungen und wusste genau, wo er ansetzen musste und wie er uns Schritt für Schritt weiterbringt. Aus einem guten Wein einen sehr guten Wein zu machen, ist nicht einfach: Es verlangt viel Detailarbeit, geprägt von menschlichen Entscheidungen. Das hat uns Patrick mitgegeben und das ist es auch, was wir verinnerlicht haben und weiterhin dem Projekt “Barrique-Kollektiv” beisteuern können.
Was können die Gottardi-Kunden für den neuen Jahrgang 2018 erwarten? Gab es bisher irgendwelche kniffligen Momente während des Projekts?
Der Jahrgang 2018 entwickelt sich sehr gut. Es ist ein wirklich toller Jahrgang und ich werde auch meinen eigenen privaten Keller, den ich im Jahr 2008 von Hans Walraven übernommen habe, mit einigen Flaschen bestücken. 2018 ist wirklich etwas ganz Besonderes und ich bin sehr glücklich mit dem bisherigen Verlauf.
Die Gottardi-Weinliebhaber können “ihren” Wein auf der Domaine de la Jasse besuchen. Was erwartet Sie bei dieser Guide-Tour?
Die Besucher kommen direkt zur Domaine de la Jasse, wo wir auch unser Büro haben. Wir holen sie mit unserem Mehari Electric oder unserem 4X4 Toyota zu einer echten Weinsafari ab und entführen sie zu einer besonderen Tour durch die Weingärten und -berge. Die Tour führt sie dann schließlich zur Domaine Montlobre, die zu la Jasse dazugehört. Dort angekommen, gibt es eine Runde durch das Weingut mit unserer wunderschönen alten Kapelle als krönendem Abschluss. Denn dort wird heute nur mehr der Wein angebetet (lacht) und hier in dieser herrlichen Atmosphäre lagern die Fässer des Barrique-Kollektivs und entwickelt sich der Wein zu seiner vollen Größe. Selbstverständlich organisieren wir auch eine Verkostung unserer “Hausweine” und – je nachdem, was uns gerade beschäftigt – können sich die Besucher selbst einen Eindruck von der Arbeit am Weingut machen – von der Ernte bis zur Abfüllung. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall und ich freue mich schon sehr auf weitere Weinfreunde aus Österreich!
[Das Interview führte Verena Noggler, Gottardi – Feine Weine | Marketing]