Die Grillen zirpen, sanft knirschen die weißen Kieselsteine unter den Füßen und in der sonnengewärmten Luft liegt eine Mischung aus Kräutern, Gewürzen und Blumen: Herzlich willkommen in der Garrigue. Falls Ihnen dieser Begriff noch kein Begriff ist, dann lesen Sie bitte gerne weiter. Wir geben einen kleinen Einblick in eine von Strauchheiden geprägte Natur, die aber noch viel mehr ist als ein regional begrenzter Landstrich voller Wiesen, Wälder und Büsche.
Garrigue –
1 Begriff, 3 Definitionen
Der Begriff “Garrigue”, ihn gibt es übrigens auch in der spanischen Variante “garriga” und in der italienischen “gariga”, leitet sich vom Namen des südlichen Teils des Cevennengebirges, der Garrigue, ab und ist so einzigartig, dass es für ihn keine wörtliche Übersetzung gibt. Es gibt drei Definitionen, von denen eine schöner und genussverheißender ist als die andere und – ACHTUNG Spoileralarm! – jede von ihnen endet natürlich beim oder besser gesagt im Wein. Kurz gesagt, geht es um typische Pflanzen, einen charakteristischen Boden und die gelungene Kombination aus beiden Komponenten, die sich auf der italienischen Insel Sardinen, in Nordafrika und im Süden Frankreichs sowie auf der Insel Korsika findet.
Garrigue botanisch
Definition Nr. 1 fasst unter dem Begriff “Garrigue” eine Pflanzenvielfalt zusammen, die sich aus typischen Gewürzen, Kräutern und Blumen zusammensetzt, die vermehrt und eben in dieser Kombination vor allem und gehäuft in den vorher genannten Region Italiens, Frankreichs und Nordafrikas vorkommen. Zu diesem Pflanzen-Potpourri gehören zum Beispiel: die typischen Provence-Zwergsträucher Rosmarin, Lavendel und Thymian sowie verschiedene Salbei-Arten, Buchsbäume, Olivenbäume und so genannte Geophyten wie Anemonen, Meerzwiebel, Milchstern, Schwertlilien und Knabenkraut. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von botanischen Überlebenskünstlern mit besonderen Schutzeinrichtungen gegen Beweidung, Brand und die extreme Sonneneinstrahlung im Hochsommer. Außerdem gibt es keine anderen Pflanzenarten, die auf diesem Untergrund zu solcher Pracht heranwachsen, was uns gleich zur zweiten Definition bringt.
Garrigue geologisch
Definition Nr. 2 versteht unter Garrigue den Boden, auf dem die beschriebene Pflanzenvielfalt gedeiht. Diesen teilt man wiederum in drei verschiedene Arten ein, die sich hinsichtlich ihres Mineraliengehalts und ihrer Wasserspeichereigenschaften unterscheiden. Die Böden der Garrigue setzen sich auseinander aus roten fersiallitischen Böden, reich an Eisenoxiden, aus Kalkböden mit weichen Kalksteinformationen und aus kalkhaltigen Böden mit größerem Gestein und kleineren hellen Kieselsteinen oder Sandstein, ebenfalls mit viel Eisenoxiden. Diese Bodenarten versorgen die Pflanzen mit den nötigen Nährstoffen, gerade ausreichend viel Wasser und – in den kühlen Nächten – mit der untertags gespeicherten Wärme.
Garrigue vinologisch und olfaktorisch
La Garrigue beinhaltet aber nicht nur charakteristische Böden und Pflanzen. Der Begriff steht heute auch für das Terroir, das sich in besonderen Weinen niederschlägt, die in diesen Gegenden ihren Ursprung finden. Denn die einzigartigen Pflanzen und Böden geben ihre typischen Aromen und Mineralien auch an die dortigen Rebstöcke und ihre Trauben weiter. Für den Weinfreund bedeutet dies, dass er mit einem Wein aus der Garrigue eine wahre Spezialität genießen kann, die so viele Eindrücke transportiert, dass sie einen direkt an die Küste und in das Hinterland Südfrankreichs versetzt. Das Dufterlebnis der Garrigue setzt sich im Bouquet des Weines fort und vermählt sich am Gaumen mit sanfter Mineralik, herrlicher Würze und schöner, saftiger Frucht, was uns nun zum schon angekündigten Finale führt.
Unser Garrigue-Wein-Empfehlung
Kaum ein Name steht mehr für “La Garrigue” als die Domaine de la Jasse und ihre eindrucksvollen Weinprojekte. Ein besonderes Gustostück wollen wir Ihnen mit dem Les Mattes an Herz und Gaumen legen. Er entstammt dem Zwei-Sonnen-Weingarten, vignes des deux soleils, in dem die Sonne mit zweifacher Energie arbeitet und Damien Michel von der Domaine Montlobre und Bruno Le Breton von der Domaine de la Jasse aus dem Vollen schöpfen können. Das Ergebnis ist ein beeindruckender Wein, komplex und mit den Aromen reifer dunkler Früchte, mit Gewürzen und den einladenden Vanillenoten, die vom 12-monatigen Ausbau in Eichenbarriques herrühren.
Weitere Garrigue-Tipps aus dem Gottardi-Keller:
Mas de Daumas Gassac Rouge 2019 – Er gilt als der “Rothschild des Languedoc”
Blason d’Aussieres 2018 – Tatsächlich aus den Händen der berühmten Barons de Rothschild
Voiles Latines 2018 – Ein weiteres Genusswerk von den Domaines des Deux Soleils