Lange Zeit galt die Weinwelt als Männerdomäne. Heute finden sich immer mehr Frauen an der Spitze eines Weingutes oder sind auf dem Wege dorthin. Natürlich bietet auch das Gottardi-Sortiment einige interessante Weine, welche die Handschrift besonderer Frauen zeigen. Einige von ihnen wollen wir Ihnen heute vorstellen.
Weinwelt in Frauenhand?
Ob im Weinberg, im Keller, im Vertrieb, Marketing oder natürlich in der Geschäftsführung – die Weinwelt ist nicht mehr allein den Männern vorbehalten. Es finden sich immer mehr Frauen, die in der Generationenfolge ein Weingut übernehmen, als Önologinnen und Winzerinnen arbeiten oder als Quereinsteigerinnen in ihr eigenes Weingut investieren. Was auffällt: Wenn eine Frau in Sachen Wein tätig wird, geht das meist mit Innovationen in der Weinbereitung, frischen Ideen beim Verkauf und dem starken Willen einher, mit Leidenschaft und Know-how besondere Weine zu kreieren. Das alles zeigen beispielsweise jene besonderen Winzerinnen, die das Gottardi-Sortiment mit ihren eindrucksvollen Weinen bereichern. Manche von ihnen gehen mit uns schon seit langer Zeit einen gemeinsamen Weg, um Österreichs Weinfreunde mit hochinteressanten Weinen zu versorgen. Zum Beispiel Maria Borio. Mit ihrer Cascina Castlét hat sie im Piemont Pionierarbeit geleistet und sich damit in ganz Italien zur “Primadonna del Vino” gemacht.
Maria Borio – Innovative “Primadonna del Vino”
Piemont, das Hügelland am Fuße der Alpen (pie d’mont = Fuß am Berg), ist eine der bedeutendsten Weinbauregionen Italiens, bekannt für Barolo, Barbaresco und Nebbiolo. Aber da gibt es auch noch eine andere Spezialität: den Barbera, eine Rebsorte, aus der früher ein einfacher Bauernwein produziert wurde. Einer Frau ist es allerdings gelungen, daraus wesentlich mehr zu machen: Maria Borio, die „Primadonna del Vino“, wie man sie gern aufgrund ihrer herausragenden Weine nennt. Ihre Cascina Castlèt ist schon seit vielen Generationen im Besitz der Familie Borio und liegt in den Hügeln von Asti – dem Astigiano, dem Reich des Barbera. Seit den 1970ern setzt dort Maria Borio die Familientradition fort. Dem Barbera gilt dabei ihre größte Aufmerksamkeit. Mit Geduld und Fingerspitzengefühl stellt Maria Borio unter Beweis, dass auch aus dieser etwas widerborstigen Rebsorte große Rotweine erzeugt werden können. Sie bereitet Weine mit ganz eigener Persönlichkeit, die modern und traditionell zugleich sind und bis ins letzte Detail mit großer Sorgfalt und unermüdlicher Hingabe gemacht werden.
Caroline Frey – Bindeglied zwischen Erde und Glas
So sieht sich die Winzerin selbst. Denn laut Caroline Frey, ist es die Bodenbeschaffenheit, die dem Wein seinen Stempel aufdrückt. Wir sind der Meinung, auch die Winzerin spielt eine wesentliche Rolle, was sich am Beispiel Paul Jaboulet sehr deutlich zeigt: Gegründet im Jahre 1834 von Paul Jaboulet „dem Älteren” (Aîné), blieb die Domaine Paul Jaboulet als eines der Paradeweingüter der Côtes du Rhône für viele Generationen im Besitz der Familie. 2006 wurde sie schließlich von der Familie Frey übernommen, die sich bereits als Besitzer des Bordeaux-Weingutes Château La Lagune einen Namen in der Weinwelt gemacht hat. Wieder gelang es einer Frau, das schon etwas in die Jahre gekommene Gut zu entstauben und es wieder zu einer erfolgreichen Referenz der Côtes du Rhône zu machen. Die Tochter der neuen Besitzer, Caroline Frey, “gelernte” Önologin und Winzerin aktivierte den Rebenbestand und den Keller und verlieh den Jabouletweinen ein neues Image. Großartiges Traubengut zu noch großartigeren Weinen zu machen, lautet dabei ihre Devise. Ihre Weine werden individuell vinifiziert und abgefüllt, wodurch sich die Vielfältigkeit der gesamten Côtes du Rhône einzigartig widerspiegelt. Dieses breite und interessante Spektrum an Jaboulet-Weinen bildet auch das Gottardi-Sortiment ab.
Cristina Forner – Spaniens eindrucksvolle Weinlady
Von klein auf war Cristina Forner Teil eines Weinimperiums. Denn ihr Vater Enrique Forner gilt mit seiner Bodega Marqués de Cáceres als prominentester Produzent, wenn es um hochwertige Rioja-Weine voller Aromareichtum, Geschmeidigkeit und Eleganz geht. Zielbewusstsein, Know-how und das richtige Gespür stecken hinter dem Erfolgsrezept der Bodega. Mit ihr verwirklichte sich Enrique Forner Anfang der 1970er den Traum von der eigenen Rioja-Produktion. Mit seinen Ideen leistete Forner wahre Pionier-Arbeit. Er reduzierte die Reifezeit seiner Weine im Fass, verwendete dafür als erster in Spanien französische Eichenbarriques und schaffte es auf diesem Weg, der Frucht noch mehr Gewicht zu verleihen. Dadurch brach er mit der lokalen Tradition. Der Erfolg gab ihm Recht und sein Mut zur Innovation wurde belohnt. In diese großen Fußstapfen trat Tochter Cristina, füllte sie aus und führte das Weingut weiter auf dem Erfolgsweg. Dass sie nicht nur viel von Führung versteht, sondern die Marke Marqués de Cáceres perfekt lebt und repräsentiert, zeigt die starke Präsenz ihrer Weine auf dem nationalen und internationalen Weinmarkt.
Lucia, Laura und Giovanna Ciacci – Frauenpower x 3
Schlichtweg außergewöhnlich – so ist das Frauengespann der Tenuta di Collosorbo. Und ebenso sind ihre Weine. Im Jahr 2008 präsentierten wir das Weingut noch als Geheimtipp, den wir bei einer kleinen Verkostung entdeckten. Heute sind die Tenuta und ihre Weine Kult und bereiten Weinfreunden in aller Welt unvergessliche Stunden voller Genuss. Das Gut befindet sich inmitten der bezaubernden Landschaft von Montalcino, übersät mit alten Kirchen und Gutshöfen. Hier liegt zwischen den sanften Hügeln von Sant’Angelo in Colle und Castelnuovo dell’Abate die Tenuta di Collosorbo. Diese entstand aus der Teilung der Tenuta di Sesta, einem mittelalterlichen Hof, der unter der Herrschaft der Republik von Siena gegründet wurde. Seit das weibliche Dreiergespann Giovanna Ciacci und ihre Töchter Laura und Lucia im Jahr 1995 das Gut übernommen hat, weht ein neuer Wind in Weinberg und Keller. Die drei Frauen “herrschen” über 140 Hektar und schöpfen aus dem Potential einer einzigartigen Landschaft, die tagtäglich für mehrere Stunden von der Sonne geküsst und zugleich mit der notwendigen Kühle versorgt wird. Da uns jeder ihrer Weine begeistert hat, finden sich auch alle Collosorbo-Weine im Gottardi-Angebot wieder.
Jaqueline Klein – Vollblutwinzerin mit besonderer Handschrift
Ja, auch in Österreich gibt es sie: fantastische Winzerinnen, die bemerkenswerte Weine hervorbringen. Für uns ist Jaqueline Klein eindeutig eine der interessantesten von ihnen. In Andau in der Weinbauregion Neusiedlersee, wo das pannonische Klima und mineralische Schotterböden den Weinbau bestimmen, kultiviert sie finessenreiche Weißweine mit ausgeprägter Frucht und Sortentypizität, aber vor allem beeindruckende Rotweine mit Tiefgang und Charakter. Permanentes Qualitätsmanagement, gezielte Ertragsreduktion, Selektion und saubere Vinifikation sind Standard. Mut, in neuen innovativen Wegen zu denken, die Kür. So lautet die Kleinsche Weinbereitungsphilosophie. „Es ist mir wichtig, kompakte, ausdrucksvolle Weine mit prägnantem Sortencharakter zu erzeugen, in denen meine Handschrift zu erkennen ist!“ So Jaqueline Klein. Uns war es wichtig, mehr über die Vollblutwinzerin und ihre Meinung zum Thema “Starke Frauen – starke Weine” zu erfahren. Deshalb haben wir sie zum Kurzinterview gebeten:
Redaktion: Wie ist Ihr persönlicher Eindruck? Ist die Weinszene national wie international immer noch von Männern dominiert?
Jaqueline Klein: In früheren Jahren war die Weinszene sicher mehr von den Männern dominiert als heute. Jetzt ist es nicht mehr so abwegig, dass eine Frau im Keller das Sagen hat – es freut mich gewaltig, dass immer mehr Frauen den Beruf als Winzerin wahrnehmen – sei es in Form der Betriebsübergabe oder als komplette Quereinsteiger.
Redaktion: Wie ist es Ihnen selbst mit Ihrem Weingut und Ihren Weinen ergangen? Hat man Sie spüren lassen, dass Wein „Männersache“ ist oder sind Sie gleich als Winzerin anerkannt und gleichbehandelt worden?
Jaqueline Klein: Nein, dies hat man mich absolut nicht spüren lassen, ich bin eigentlich sehr gut aufgenommen worden. Und wenn ich so an meine ersten Präsentationen zurückdenke, kann ich sagen, es war zum Teil auch ein Vorteil eine Winzerin zu sein – die Kunden waren neugierig und blieben nur deshalb an unserem Stand stehen, um etwas zu probieren, weil eben eine Winzerin die Weine kreierte.
Redaktion: Was glauben Sie, was machen Frauen beim Wein besser als Männer oder vielleicht einfach anders?
Jaqueline Klein: Ich denke “anders” ist der bessere Ausdruck, denn jede Winzerin und jeder Winzer hat seine eigene, persönliche Handschrift, welche jeden Wein zu etwas Besonderem macht. Was man vielleicht sagen kann, ist, dass Frauen jedem einzelnen Wein die Aufmerksamkeit schenken, die er braucht. Wir sind vielleicht das ein oder andere Mal selbstkritischer als Männer, etwas sensibler, und verfolgen dennoch eine klare Linie.
Redaktion: Ihre Weine sind ein Ausdruck Ihrer Persönlichkeit. Wie würden Sie sich und Ihre Weine beschreiben?
Jaqueline Klein: Dass meine Leidenschaft den Rotweinen gehört, ist kein Geheimnis – Nachhaltig, sortentypisch, natürlich, klar strukturiert, tiefgründig und opulent.
Redaktion: Gibt es nationale oder internationale Winzerkolleginnen, die (oder deren Weine) Sie besonders schätzen?
Jaqueline Klein: Ich durfte mit meinen Andauer Winzerkollegen eine Weinreise ins Priorat erleben – da hat mich am meisten das Weingut MAS DOIX, wo ebenfalls eine Winzerin dahinter steht, beeindruckt. Das Land, die Arbeitsweise, die Weine – gewaltig! Aber auch in Österreich sind exzellente Winzerinnen beheimatet und ich freu mich immer wieder, sie persönlich zu treffen.
Redaktion: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Weinszene?
Jaqueline Klein: Die ursprünglichen Wünsche sind nun vorerst mal nach hinten gerückt, denn momentan wünschen wir uns alle, so denke ich zumindest, nur eines …, dass wir die Corona-Krise halbwegs gut überstehen, ein wenig Normalität in unser Leben zurückkehrt und Verkostungen mit Kunden und Partnern endlich wieder möglich werden.
Dem ist nichts hinzuzufügen und wir bedanken uns recht herzlich für das Gespräch!
Fotos: Maria Borio/Cascina Castlét, Cristina Forner/Marqués de Cáceres, Ciacci/Tenuta di Collosorbo, Jaqueline Klein © Kerstin Reiger