Bordeaux gilt gemein hin als die „Mutter aller Weinkunst“ und fünf Châteaus der französischen Region als der Inbegriff allerhöchster Qualität. Von außen sind diese Häuser am linken Ufer der Gironde – wie könnte es anders sein – äußerst edel und elegant. Hinzu kommen noch die Weinberge mit ihren von Kies bedeckten Lehmböden. Aber kann das schon alles sein? Was macht diese Produzenten wirklich so besonders und erhebt sie über alle anderen Weinproduzenten an die Spitze, wo sie als BIG 5 der Weinwelt gelten? Das Geheimnis liegt in ihrer Geschichte, ihrem Charakter und dem Mythos, der sie umgibt.
Das Bordelais – Heimat großer Weine
Das Bordelais ist mit über 100.000 Hektar Weinbergfläche und einer jährlichen Produktionsmenge von fast fünf Millionen Hektolitern eines der bedeutendsten Weinbaugebiete der Welt. Der Name leitet sich von „Au bord de l’eau“ ab, was so viel bedeutet wie „am Wasser liegend“. Schon die Römer haben am linken und vor allem am rechten Ufer der Gironde Wein angebaut. Heute erzeugen hier rund 3.000 Châteaus ein breites Spektrum an Weinen: Leichte Weißweine in der Region Entre-deux-mers, große Weißweine in Graves und Pessac-Léognan, spritzige Roséweine in den verschiedensten Regionen, aber auch preisgekrönte Süßweine in den Regionen Barsac und Sauternes. Zu besonderer Berühmtheit haben es aber natürlich die Rotweine gebracht, die zu den besten der Welt gehören. Dabei lassen allein schon die Namen so bedeutender Regionen wie Pomerol, Pauillac, Margaux, St.-Estèphe, Haut-Médoc und St.-Émillon die Herzen von Weinliebhabern in aller Welt höherschlagen. Für die Weinbereitung werden meist die Hauptrebsorten des Bordeaux Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot verwendet, die sich unterschiedlich zusammensetzen können. Dies macht eine weitere Besonderheit des Bordelais aus. Denn der Charakter eines Weines wird nicht nur von den klimatischen Bedingungen und der Lage beeinflusst, er kann auch jedes Jahr durch eine unterschiedliche Zusammensetzung bestimmt werden. Dabei trägt jede Rebsorte mit ihren jeweiligen Eigenschaften zum Geschmacksbild bei: Cabernet Sauvignon verleiht die Kraft, das Rückgrat, die Lagerfähigkeit und natürlich das unnachahmliche Cassis-Aroma. Cabernet Franc ist leichter, glatter, weniger ausgeprägt in seinen Aromen, dafür liefert er eine tiefe leuchtende Farbe. Merlot wiederum vermittelt den Weinen eine herrliche Geschmeidigkeit.
Weinperfektion am linken Ufer der Gironde
Wie schon erwähnt, teilt sich das Weinbaugebiet Bordeaux durch den Fluss Gironde in zwei Teile. Dabei zeigt jedes Ufer mit seinen vielen Kleinregionen ganz unterschiedliche Stärken, Besonderheiten und spezielle Charakteristika. Am linken Ufer ziehen die Produzenten die Rebsorte Cabernet Sauvignon den Rebsorten Cabernet Franc und Merlot vor, weil die Kiesböden den Cabernet Sauvignon besonders gut reifen lassen und ihm seine einzigartige, für das Bordeaux typische Charakteristik verleihen. Das linke Ufer umfasst die Region Médoc und die kleineren Gebiete Pauillac, Saint-Estèphe, Saint-Julien, Margaux und Graves, zu der auch Pessac-Léognan gehört. Hier werden die wohl berühmtesten Bordeaux-Weine produziert: Château Latour (Pauillac), Château Mouton Rothschild (Pauillac), Château Lafite Rothschild (Pauillac), Château Margaux (Margaux) und Château Haut Brion (Pessac-Léognan). Diese Weine sind die Premiers Cru – also das absolute Nonplusultra – der offiziellen Bordeaux-Klassifizierung von 1855. Die Klassifizierung wurde von Napoleon III. anlässlich der Weltausstellung in Paris beauftragt. Im Wesentlichen wurde dabei der über die letzten 100 Jahre erzielte Marktpreis als Messlatte herangezogen.
1 of 5: Château Mouton Rothschild
1855 hat man das Château noch mit dem Rang eines Deuxième Cru Classé gewürdigt. 1973 erhob es der damalige Landwirtschaftsminister und spätere Präsident Jaques Chirac in die Kategorie Premier Cru Classé. Es war die Krönung für Baron Philippe de Rothschild und sein Lebenswerk und ganz nebenbei die bis heute einzige Änderung dieser Klassifizierung! Die Geschichte des Gutes Mouton lässt sich bis ins frühe 14. Jahrhundert zurückverfolgen. In Besitz der Familie Rothschild gelangt es Mitte des 19. Jahrhunderts und hier beginnt mit Nathaniel de Rothschild Brane auch die Weinhistorie von Mouton. Seine eigentliche Erfolgsstory startet aber erst als das Château mitsamt seinen Weinbergen am 22. Oktober 1922 an Baron Philippe de Rothschild überschrieben wird. Ein Beiwerk zum großen Erfolg ist neben den geschmacklichen Qualitäten, die Erfindung der Flaschenabfüllung direkt auf dem Weingut. Hinzu kommen Jahrgang für Jahrgang Künstleretiketten, die diesen Namen auch verdienen. So haben die berühmtesten Maler der Welt, wie zum Beispiel Pablo Picasso, Salvador Dali, Marc Chagall, Joan Miró, Wassily Kandinsky, Andy Warhol und viele andere mehr ihre Pinselspuren auf den Etiketten der Weine von Château Mouton Rothschild hinterlassen – mit Prinz Charles ist sogar ein waschechtes Mitglied des europäischen Hochadels unter der Künstlerschar vertreten. Somit behält auch noch eine leere Flasche der großartigsten Weine der Welt einen Wert. Und weil wir gerade beim Geld sind: Um eine Ahnung von den preislichen Höhenflügen zu bekommen, ein kleines Beispiel: Fünf Flaschen Château Mouton Rothschild 1949 hat ein Weinliebhaber 2012 bei Christie’s für £ 13.800 (= 20.747 Euro) ersteigert.
2 of 5: Château Latour
Das Château Latour liegt im äußersten Südosten der Gemeinde Pauillac im Vorort St. Lambert an der Grenze zu Saint-Julien, in der Region Médoc, nordwestlich der Stadt Bordeaux. Nur rund 300 Meter östlich liegt die Trichtermündung Gironde, wo die Flüsse Garonne und Dordogne zusammenfließen. Seine Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Wie die anderen hier im Anschluss genannten hat es seit der berühmten Klassifizierung von 1855 den Rang eines Premier Grand Cru. Der 78 Hektar große Weinberg ruht auf einem exzellenten Terroir und ist zu 75 % mit Cabernet Sauvignon, zu 20 % mit Merlot, zu 4 % mit Cabernet Franc und zu 1 % mit Petit Verdot bestockt. Chateau Latour ist heute im Besitz einer Holding des französischen Milliardärs und Kunstsammlers François Pinault. Zusätzlich zu seinem weltberühmten Grand Vin produziert Château Latour seit 1966 einen Zweitwein, den Les Forts de Latour. Seit 1990 wird sogar ein dritter Wein geschaffen, der schlicht Pauillac oder Pauillac de Latour genannt wird.
Das “Original” des Jahrgangs 2011 finden Sie bei uns im Keller und natürlich auch in unserem Weinshop: Im Château Latour 2011 | 1ER Gran Cru Classé vermengen sich 84,5% bester Cabernet Sauvignon-, 15% außergewöhnlichster Merlot- und 0,5% traumhafter Petit Verdot-Trauben aus der außergewöhnlichen klassifizierten Lage des Château Latour. Im Glas begeistert der große Wein bereits mit seiner dunklen rubinroten Erscheinung. In seiner Struktur ist er vollmundig, intensiv und zart zugleich, sehr harmonisch komponiert, mit angenehm eingebundenen Tanninen. Noten von schwarzen Früchten, fein akzentuiert durch mineralische und feinwürzige Töne.
3 of 5: Château Lafite Rothschild
Optisch eine absolute Augenweide ist das Anwesen von Château Lafite Rothschild. Aber auch inhaltlich hat das Premier Cru Classé-Weingut in Sachen Wein nur Perfektion zu bieten: Erstmals urkundlich erwähnt wird der Name Lafite im Jahr 1234. Goumaud de Lafite ist zu dieser Zeit Abt des Klosters Vertheuil. Lange Zeit wird auf den Ländereien hauptsächlich Landwirtschaft betrieben, erst unter Jaques de Ségur wird ein Teil von Ackerland in Rebfläche umgewandelt. Sein Sohn Alexandre heiratet 1695 Marie-Thérèse de Clauzel, Alleinerbin von Château Latour, womit die Weinära des Gutes so richtig beginnt. Der Wein wird sogar am königlichen Hof von Versailles ausgeschenkt. Im Jahr 1794 wird das Gut Staatseigentum und schließlich versteigert. Bis es schließlich in Besitz der Familie Rothschild kommt, geben sich noch drei weitere Familien die Schloßtor-Klinke in die Hand. Am 8. August 1868 kauft James Mayer Rothschild das Château, der sich aber nur wenige Monate daran erfreuen darf. Nach seinem Tod geht es an seine drei Söhne Alphonse, Gustave und Edmond. Auch heute noch ist eine Rothschild an der Spitze: Seit März 2018 lenkt Saskia de Rothschild, Tochter von Baron Eric de Rothschild, die Geschicke des Châteaus mit seinen rund 178 Hektar Landschaft, 112 davon mit Weinbergen in exponierter Lage bestückt, bestehend aus einer Mischung aus tiefem Kies, Sand und Kalksteinböden. Eine Besonderheit des Weinguts Lafite Rothschild: Es ist berechtigt, abseits der Appellation Pauillac, eine kleine Fläche von 4,5 Hektar aus der Nachbargemeinde Saint-Estèphe mitzuverschneiden. Produziert werden herausragende Weinpersönlichkeiten, die aufgrund eines geringeren Anteils an Cabernet Sauvignon oft als besonders anmutig beschrieben werden, geradezu als zart für einen Pauillac.
4 of 5: Château Margaux
Schon immer ist die Fangemeinde für diesen edlen Tropfen groß gewesen. So soll schon der damalige amerikanische Botschafter und spätere US-Präsident Thomas Jefferson den Wein vom Château Margaux über den grünen Klee gelobt haben. Die Ursprünge des Gutes verlieren sich im Dunkeln des Mittelalters. Weniger undurchsichtig, dafür aber sehr abwechslungsreich, gestaltet sich die Liste der Besitzer, die vom adeligen Baron bis hin zum angesehenen Bankier reicht. Nicht minder interessant ist die jüngere Geschichte des Gutes: In den 1960er Jahren steht das Château sogar kurz vor dem Niedergang. Schuld sind die Praktiken der damaligen Eigentümerfamilie Ginestet, die verschiedene Jahrgänge verschneidet und darüber hinaus durch die Rezession als Folge der Ölkrise ganz schön unter Druck kommt. Ein Verkauf liegt nahe. Und so erwirbt 1977 der griechische Unternehmer André Mentzelopoulos um 72 Millionen Francs das Château, nachdem er sich dafür – getreu den gesetzlichen Vorgaben – in Frankreich einbürgern hat lassen. Unter ständiger Beratung von Émile Peynaud, einer der bedeutendsten Önologen aus Bordeaux, investiert Mentzelopoulos viel Geld in Keller und Weinberge. Um den Zweitwein zu verbessern, führte er mit dem Pavillon Rouge wieder einen Zweitwein ein und so kommt es mit dem Jahrgang 1978 zu einer fulminanten Renaissance des Château Margaux. Nach seinem Tod führt Frau Laura und Tochter Corinne das Gut weiter, verkaufen allerdings einen Großteil an ein luxemburgisches Unternehmen. 2003 kauft Corinne diesen Anteil um rund 350 Millionen Euro wieder zurück, wodurch das Château Margaux als eine der teuersten Besitztümer Frankreichs gilt. Doch nun zum Wein: In der Nähe der Stadt Bordeaux gelegen, entsteht auf Château Margaux ein weicherer, oft seidiger Wein – raffinierter als seine nördlichen Nachbarn. Immer noch überwiegend aus Cabernet Sauvignon bereitet, zeigt er sich meist als eleganter und langlebiger Wein.
Einen echten Château Margaux bekommen Sie bei uns ebenso wie einen Mouton-Rothschild oder einen Lafite gerne auf Anfrage. Wenn es aber auch eine Nummer kleiner sein darf, haben wir aus Margaux einen ganz besonderen Tipp für Sie in unserem Weinshop: den Château Larruau 2017 – aus der direkten Nachbarschaft des großen Châteaus. Ein wirklich fantastischer Wein mit einem hochinteressanten Preis-Qualitäts-Verhältnis – NUR 31 EURO pro 0,75-l! (Stand: 27.6.2022). Wunderbar ausgewogen, rund und mit mittlerem Körper – mit jedem Schluck schmeckt man nicht nur das große Talent von Bernard Chateau, Besitzer des Châteaus, sondern natürlich auch die erlesene Nachbarschaft!
5 of 5: Château Haut-Brion
Das Château Haut-Brion liegt in der Gemeinde Pessac-Léognan in der Nähe des Stadtzentrums von Bordeaux. Früher war es am Stadtrand angesiedelt. Heute wird es von der Stadt umschlossen, was zum einzigartigen Mikroklima und somit zum Charakter der Weine beiträgt. Das Gut verfügt über 42,5 Hektar Rebfläche. Fast die Hälfte davon ist mit Merlot bestockt, den Rest teilen sich Cabernet Sauvignon (40 %) und Cabernet Franc. Château Haut-Brion ist wie seine “Mitstreiter” von einer sehr bewegten und illustren Geschichte geprägt. Die Besitzer wechseln sehr häufig: Vom Staatsmann, über den Juristen, bis hin zur Bankiersfamilie sind hier viele Persönlichkeiten am Werk gewesen, sogar ein waschechter Weinhändler soll darunter gewesen sein ;-). 1855 wird dem Château als einzigem Weingut, das nicht auf der Médoc-Halbinsel liegt, der Rang eines Premier Cru Classé zugesprochen. In dieser Zeit gehört das Gut dem Juristen Amédée Larrrieu, der viel Zeit in den USA verbringt und dort versucht, den Markt anzukurbeln. Nach seinem Tod übernimmt Sohn Eugène das Gut und musst sich umgehend mit Reblaus und Mehltau befassen. Nach seinem Tod übernehmen seine Neffen das Gut. Sie versuchen den finanziellen Absturz zu verhindern – leider erfolglos. Von der Banque d’Algérie geht das Gut schließlich an André Gilbert, der sich allerdings weigert, die Weine über den Handel von Bordeaux zu vermarkten. Nachdem eine Schenkung an die Stadt selbst scheitert, verkauft Gilbert das Château Haut-Brion an Clarence Douglas Dillon, einem US-Politiker und Diplomaten. Dieser zeichnet sich besonders aus, weil er 1939 das Gut als Hospital für die Verwundeten des 2. Weltkriegs zur Verfügung stellt. Als man sich wieder ausschließlich der Weinbereitung und -vermarktung widmet, vertraut man die Tagesgeschäfte der Familie Delmas an. 2008 übernimmt Prinz Robert von Luxemburg die Geschicke des Gutes von seiner Mutter Joan, der Enkelin von Clarence Douglas Dillon. Dass hier großartige anmutige Weine das Licht der Welt erblicken, zeigt unter anderem der Jahrgang 1989, den der berühmteste Weinkritiker der Welt, Robert Parker, mit 100 Punkten bewertet hat. Nach einem kurzen Check bei Southerbys starten die Gebote beim Aktionshandelshaus ab 3 Flaschen bei rund 1.200 Euro.
Haben Sie jetzt Lust bekommen auf ein Glas herrlichen Grand-Cru-Weins, wollen allerdings nicht den Preis eines ganzen Châteaus dafür bezahlen? Dann haben wir zwei Empfehlungen für Sie: Auch heuer bieten wir Ihnen die Möglichkeit, sich an Gottardis Barrique Kollektiv zu beteiligen. Der Wein stammt zwar aus dem Languedoc, wir aber wie ein Grand Cru in besten Eichenbarriques ausgebaut. Wir gehen damit bereits in die 19. Runde. Wenn Sie sich dafür interessieren, informieren Sie unsere KundenbetreuerInnen sehr gerne und Sie finden weiteres Infos in unserem Weinblog.
Die zweite Möglichkeit ist ein Blick in unseren Weinshop! Wofür auch immer Sie sich entscheiden, wir wünschen Ihnen viel Genuss mit bester Grand-Cru-Qualität.