Sherry ist dank seiner Vielzahl an Geschmacksfacetten und Genussmöglichkeiten ein echtes Multitalent unter den Weinen. Die Sorten reichen von hell bis dunkel, von trocken bis süß. Im spanischen Jerez (engl. Sherry) bereitet und von den wein- und handelsliebenden Engländern rund um den Erdball verbreitet, nimmt er seit neuestem, neben seiner klassischen Rolle als Aperitif oder Digestif, jene als perfekter Essensbegleiter ein. Und wie sagte schon Queen Victoria: “Anytime is Sherry time”.
„Fifty shades of Sherry“ titelte einst Richard Hemming und auch die bekannteste britische Weinexpertin, Jancis Robinson, spricht vom „Tausendsassa Sherry“. In der Tat, der Sherry erfreut sich aufgrund seines mannigfaltigen Einsatzes immer größerer Beliebtheit. Mit ein Grund ist auch die „Artenvielfalt“ des „am meisten unterschätzten Weines der Welt“ (Jancis Robinson), die einen Einsatz über Aperitif und Dessertwein möglich machen. Prinzipiell unterscheidet man zwei Typen: Zum einen den unter der Hefeschicht “Flor” gealterten Fino. Dazu zählen „Fino“, „Manzanilla“ und „Amontillado“. Zum anderen den unter Einfluss von Sauerstoff gereiften „Oloroso“, mit den Sorten „Medium“ und „Cream“. Gemeinsam haben sie alle ihre Basis, das Traubengut, gewonnen aus der Palomino Traube.
Doch wie unterscheiden sich die einzelnen Sorten optisch und geschmacklich?
Der Fino ist eine goldgelbe, frische und delikate Köstlichkeit, trocken, mit dem charakteristischen Aroma der Florhefe, unter welcher er heranreift. Mindestens drei Jahre muss er im Fass zubringen. Er besticht durch seine Frische und sollte mit rund 7 °C Trinktemperatur serviert werden. Ein klassischer Aperitif und perfekter Begleiter von Suppen, Fischgerichten, Meeresfrüchten sowie mildem Käse. Einmal geöffnet, sollte ein Fino immer im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von 10 Tagen verbraucht werden.
Der strohgelbe Manzanilla ist vor dem Ausbau ein Fino-Sherry, der ausschließlich in den Bodegas von Sanlúcar de Barrameda reift. Aufgrund der Meeresnähe besitzt der Wein einen leicht salzigen und zartbitteren Geschmack. Frisch und pikant passt er hervorragend zu leichten Speisen – Garnelen und andere Köstlichkeiten aus Poseidons Garten harmonieren perfekt mit der sanften Meeresbrise des Manzanilla.
Ebenso pikant aber etwas gereifter präsentiert sich der Amontillado. Nach dem Absterben der Florschicht setzt bei ihm eine Oxidationsphase ein. Sie verleiht ihm seinen charakteristischen, bersteinfarbenen Farbton. Mit einer Geschmackspalette von trocken bis halbtrocken ist der Urtyp unter den Sherrys gleichzeitig auch der Universellste. Sein zartes und zugleich pikantes Haselnussaroma harmoniert besonders mit hellem Fleisch, Fisch und ausgereiften Käsesorten. Der Alkoholgehalt liegt mit 18 – 20% vol. etwas höher als beim Fino und Manzanilla. Die ideale Trinktemperatur liegt beim Amontillado bei etwa 14°C.
Voller Kraft und Feuer so präsentiert sich der Oloroso. Die Aufspritung des Sherryweins auf 17,5% vol. gleich zu Beginn der Reifung verhindert die Ausbildung der Florhefe. Der Oloroso reift ausschließlich oxidativ. Daher ist er von der Farbe her auch wesentlich dunkler als der Fino. Sein vollmundiges, an Walnüsse erinnerndes Aroma begleitet auf beste Weise Wild und rotes Fleisch. Typisch für den Oloroso ist auch der etwas höhere Alkoholgehalt bis 20% vol. Die Serviertemperatur darf mit ca. 16 °C ruhig etwas wärmer sein. Spanische Tapas, Seranoschinken, Käse, Suppen und Fleischragouts harmonieren perfekt mit diesem Sherry. Der samtweiche, vollmundige Cream ist ein gesüßter Oloroso, der sich perfekt für den Nachtisch eignet, etwa auf Eis oder beigemischt zu Obstsalat.
Noch ein Tipp zum Schluss: Sherry-Flaschen sollten aufrecht an einem Ort mit möglichst konstanter Temperatur gelagert werden. Fino und Manzanilla können geöffnet noch weitere 10 Tage vollen Genuss bieten, Amontillado mehrere Wochen und Oloroso sogar mehrere Monate.
Vinophile Grüße
das Gottardi-Team